Jeder Elternteil kann nachvollziehen, dass es schwierig ist, zuzusehen, wie das eigene Baby, das einst von einem abhängig war, zu einem fröhlichen Grundschüler wird, der plötzlich Leistung bringen muss. Eines Tages werden aus unseren Kindern Erwachsene und sich gewisse Sorgen in bestimmten Lebensbereichen zu machen gehört einfach dazu. Übertreiben sollte man es jedoch nicht.
Am Schultor stehende Eltern, die ihren Lieblingen nachwinken. Kein seltenes Bild vor deutschen Schulen. Was manche als übertrieben bezeichnen würden, geht noch markanter. Für Eltern, die ihre Kinder auch gerne mal bis ins Klassenzimmer bringen – teilweise sogar trotz ausdrücklicher Bitte, dies nicht zu tun – gibt es einen Namen.
Was sind Helikopter-Eltern?
Heutzutage keine Seltenheit mehr: die sogenannten Helikopter-Eltern, manchmal auch als Hubschrauber-Eltern bezeichnet. Der Begriff selbst kommt aus dem Englischen und bezeichnet überfürsorgliche Eltern, die ihre Kinder am liebsten ständig um sich haben würden, um dauerhaft Einfluss auf deren Leben zu nehmen und sie vor allem „Bösen“ in der Welt zu beschützen.
Eine Steigerung des Begriffs Helikopter-Eltern ist der Begriff der Rasenmäher-Eltern. Eltern diesen Typs „mähen“ potentielle Probleme ihrer Kinder einfach weg. Die schwierigen Mathehausaufgaben vorsagen, um dem Kind zu einer guten Note zu verhelfen ist nur ein Beispiel, wie sich die übermäßige Sorge um das eigene Kind kundtun kann.
Es gibt verschiedene Situationen, in denen sich Helikopter-Eltern von anderen Eltern abheben. Das frühere Eingreifen in Streitigkeiten mit anderen Kindern, eine genaue Kontrolle des Essverhaltens oder das penible Überwachen der Hausaufgaben sind Beispiele für Situationen, in denen Helikopter-Eltern oft auch unbewusst eingreifen.
Es muss betont werden, dass weder Helikopter- noch Rasenmäher-Eltern ihren Kindern absichtlich schaden wollen – im Gegenteil: Sie glauben fest, durch ihren Erziehungsstil zu einem gesunden Selbstbewusstsein des Kindes beizutragen.
Natürlich wünschen sich Eltern für ihre Kinder eine abgesicherte Zukunft mit festem Einkommen. Das setzt einen Schulabschluss voraus – gute Noten öffnen zwar viele Türen, sind aber keine Bedingung für ein glückliches Leben. Das vergessen viele Helikopter-Eltern.
Wie äußert sich das Ausmaß?
Fürsorge ist wichtig – und bis das Kind schließlich flügge wird, vergehen viele Jahre, in denen es behütet und beschützt aufwachsen soll. Besonders wichtig ist dabei, dass sich das Kind hinsichtlich seiner Interessen, Hobbies und Eigenheiten frei entfalten kann. Das Ausmaß, in dem Helikopter-Eltern in das Leben ihrer Kinder eingreifen, ist unterschiedlich.
Suchen Sie oft das Gespräch mit Lehrern und überwachen die schulischen Leistungen Ihres Kindes peinlich genau, sind sie auf einem „guten Weg“, als Helikopter-Mutter oder -Vater durchzugehen. Planen Sie den Tagesablauf Ihres Kindes bis ins letzte Detail, kann das auf Überängstlichkeit hindeuten.
Nähren sich auf dem Spielplatz fremde Kinder, werden Sie zunehmend nervös – und die Freunde Ihres Kindes haben Sie allesamt selbst handverlesen? Dann sollten Sie beobachten, wie Ihr Kind auf die ständige Kontrolle und Liebe reagiert.
Natürlich meinen Sie es nur gut, aber wenn Sie Ihr eigenes Verhalten analysieren und dabei feststellen, dass Sie im Vergleich zu anderen Eltern Ihr Kind strenger in die Mängel nehmen und es unter der ständigen Überwachung leidet, versuchen Sie, Ihren Erziehungsstil anzupassen.
Auswirkungen dieser Erziehungsmethode
Die Kinder von Helikopter-Eltern ziehen sich oft zurück, wenn sie jahrelang mithilfe dieser Erziehungsmethode aufgewachsen sind. Die Wünsche des Kindes werden hinten angestellt; in Härtefällen hat es vielleicht sogar Angst, sie zu äußern, weil es weiß, dass die Eltern enttäuscht wären, wenn zum Beispiel der Wunsch geäußert wird, Schlagzeug spielen zu wollen – nachdem jahrelang der vom Kind ungewollte Klavierunterricht finanziert wurde
Helikopter-Eltern drängen ihren Kindern das auf, was sie für das Beste halten und verpassen dabei oftmals, die Freiheiten des eigenen Kindes in die Planung mit einzubeziehen. Straffe Zeitpläne und von den Eltern ausgewählte Freizeitbeschäftigungen prägen das Kind und veranlassen es, nicht die nötige Selbstständigkeit zu entwickeln.
Bereits in der Trotzphase im Kleinkind-Alter deutet sich der starke Wille eines Menschen an. Was den Eltern oft lästig ist, ist im Erwachsenenalter von großer Bedeutung. Egal, ob im beruflichen Alltag oder in Beziehungen: Selbstständigkeit, Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, Situationen richtig einzuschätzen sind Dinge, die von Kindesbeinen an gelernt und ständig neu reflektiert werden müssen.
Wie werden Helikopter-Eltern wahrgenommen?
Besonders im engeren Familienkreis ist es für Helikopter-Eltern nahezu unmöglich, ihren Erziehungsstil zu verstecken. Im Freundeskreis wird sicherlich das ein oder andere Mal getuschelt, denn während die meisten Kinder auf dem Spielplatz das Klettergerüst auf eigene Faust nach Lust und Laune erkunden, dürfen die Kinder von Helikopter-Eltern – wenn überhaupt – nur an der Hand der Eltern den Sprung aus Kniehöhe wagen.
Nicht selten werden Helikopter-Eltern als streng und egoistisch wahrgenommen. Sie selbst sehen jedoch keinen Fehler in ihrer Erziehung; sie wollen das Beste vom Besten für ihr Kind und glauben, ihm genau das auch zu ermöglichen.
Welche Konsequenzen erleben die Kinder von Helikopter-Eltern?
Es ist kein Geheimnis, dass die Sprösslinge von überfürsorglichen Eltern vermehrt Druck auf ihren jungen Schultern spüren. Ihre größte Angst ist vielleicht gar nicht das Scheitern und Fehlermachen selbst, sondern die Frage, wie sie es ihren Eltern beibringen. Besonders in der schulischen Laufbahn eines Kindes wirkt sich extremer Druck Zensuren stark aus. Das trotzige Abbrechen von Aufgaben bedeutet nämlich gleichzeitig, dass das Kind die Aufgabe denkt, dass es Herausforderungen auf sich gestellt nicht bewältigen kann.
Kinder müssen Konfliktsituationen aktiv erleben, um einen gesunden Gerechtigkeitssinn zu entwickeln. Weiter ist es wichtig, seinen Kindern zu vermitteln, dass Scheitern keinen Weltuntergang bedeutet. Können Kinder bis zum Jugendalter hin nicht das nötige Selbstbewusstsein entwickeln, um gelegentlich auch unsichere oder risikoreiche Entscheidungen zu treffen, äußert sich dies in psychischen Problemen im Erwachsenenleben.
Fazit: Helikopter-Eltern meinen es gut, schaden aber ihrem Kind
Helikopter-Eltern hemmen die natürliche Entwicklung ihres Kindes meist nicht bewusst. Ertappen Sie sich selbst dabei, ständig an der Seite ihrer Sprösslinge sein zu wollen oder verspüren Sie den Drang, sich bei Hausaufgaben und/oder Konfliktsituation aktiv einzubringen, könnten auch Sie überfürsorglich sein. Aber wie heißt es so schön: Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.
Nur mit genügend Freiraum kann es Ihrem Kind gelingen, eine vielfältige Persönlichkeit zu entwickeln, die mit Konfliktsituation selbstständig umgehen kann. Ihrem Kind auf diesem sicherlich nicht einfachen Weg des Erwachsenenwerdens beratend und unterstützend zur Seite zu stehen ist in jedem Fall nicht verkehrt. Wichtig ist vor allem eins: dass alle Beteiligten glücklich und sie selbst sein können.