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Ein großes Ereignis
Irgendwann im Laufe der Frühpubertät erlebt jedes junge Mädchen die erste eigene Periode. Je nachdem, welchen Hintergrund sie in Elternhaus, Schule und Freundeskreis hat, weiß sie zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger darüber, was in ihrem Körper dann passiert. Manche Mädchen sind auch heute noch geradezu schockiert und panisch im Angesicht ihrer Periode, während andere den Tag kaum erwarten können, an dem sie sich als „richtige Frau“ fühlen dürfen.
Eines haben sie aber alle gemeinsam: Ab diesem Ereignis werden sie für viele Jahrzehnte mit ihrer Periode leben und umgehen müssen und was sie daraus machen, hängt von ihnen selbst, aber auch ihrem Umfeld ab. Vor allem für die Eltern bedeutet das, sich einzubringen, ihre Reaktionen zu überdenken und die Tochter auf ihrem Weg zum Frau-sein zu begleiten. Dafür sind aber erst einmal Informationen nötig, was dabei genau auf sie zukommt und wie sie selbst damit umgehen wollen und sollten.
Die Periode aus Sicht der Eltern
Für Mutter und Vater ist die erste Monatsblutung der Tochter oft ein gewaltiger Riss in ihrem Bild des kleinen Mädchens. Auch wenn sie die frühe Pubertät miterlebt und durchaus bemerkt haben, dass die Tochter sich verändert, ist dieses Ereignis einfach überdeutlich. Die Kindheit ist vorbei, aus der Kleinen wird nun tatsächlich eine junge Frau. Aus Angst vor der Veränderung und weil sie es nicht wahrhaben wollen, halten sich manche Eltern leider viel zu sehr heraus und schauen weg. Die Tochter bekommt ein Päckchen Binden in die Hand gedrückt, vielleicht einen Mädchen-Ratgeber gekauft und damit ist das Thema beendet.
Für die Mutter ist die Periode ihrer Tochter vielleicht problematisch, weil sie selbst nicht im Reinen mit ihrer monatlichen Menstruation ist und diese als Belastung und Zumutung empfindet. Und für den Vater mag es ein Problem sein, weil er sein kleines Mädchen nicht als Frau anerkennen möchte, sondern die unschuldigen Kinderjahre lieber festhalten würde. Diese eigenen Sichtweisen haben zwar ihre Daseinsberechtigung, sollten aber der Hauptsache nicht im Weg stehen – und das ist die Veränderung im Leben der Tochter.
Sie muss begleitet und umsorgt werden, sollte mit ihren Fragen zu den eigenen Eltern kommen können und wollen, nicht zu Lehrern oder Freundinnen! Es ist also an den Eltern, sich entsprechend zu informieren und im Falle des Falles „zusammen zu reißen“ zum Wohle der Tochter
Es gibt jedoch auch Eltern, die es ganz natürlich schaffen, ihre eigenen Sorgen und Gefühle mit dem Thema zu verarbeiten und für die menstruierende Tochter da zu sein. Sie beschäftigen sich schon vor der ersten Blutung gemeinsam mit dem Mädchen mit den anstehenden Veränderungen. Ist der große Tag dann da, wird er gefeiert und die Tochter steht eine Zeit lang mit ihren Wünschen und Fragen im Mittelpunkt. Das tut nicht nur dem Kind gut, sondern ist auch für die Eltern eine Gelegenheit, den Übergang in eine neue Lebensphase der Tochter zu realisieren.
Die Periode aus Sicht der Tochter
Für das Mädchen bedeutet die erste Blutung das Ende eines Lebensabschnittes und der Einstieg in ein Leben als fruchtbare Frau. Ihr Körper wäre jetzt in der Lage, selbst Kinder zu bekommen. Das ist, je nachdem wie früh das Ereignis eintritt, oft überfordernd und erschreckend. Manche Mädchen bekommen ihre erste Periode schon mit 11 oder 12 Jahren. Viel zu früh also, um wirklich als Frau bezeichnet zu werden.
Doch jeder Körper hat seinen eigenen Rhythmus und die Psyche des Mädchens muss mit den körperlichen Entwicklungen klarkommen. Es ist also wichtig, dass sie sich langsam aber sicher damit beschäftigt, was in ihrem Inneren passiert. Je mehr sie sich damit auseinander setzt und versteht, welche Abläufe wozu wichtig sind, desto besser wird sie damit umgehen können. Wissen und Verständnis führt dazu, dass die Ereignisse weniger überwältigend wirken.
Die Blutung geht einher mit Schmerzen, Unwohlsein und Stimmungsschwankungen, wie sie das Mädchen bis dahin nicht kannte. Auch die Tatsache, dass Blut generell ein Warnsignal ist, in diesem speziellen Fall aber hingenommen werden muss, ist erst einmal zu verarbeiten. Das Mädchen muss eigene Wege finden, mit der Monatsblutung zukünftig umzugehen. Rat und Beistand von erfahrenen Frauen (Mutter, Tanten, ältere Cousinen…) ist da besonders wichtig, denn sie können ganz unterschiedliche Sichtweisen einbringen.
So wird es eine positive Erfahrung
Um einem Mädchen eine positive Einstellung zu ihrer Periode (auch für ihr weiteres Leben als Frau) zu vermitteln, ist bewusster Umgang damit wichtig. Einige Ideen und Ansätze können Eltern dabei helfen:
- Offenheit über eigene Gefühle
Der Vater darf ruhig erzählen, dass er vielleicht auch ein bisschen überfordert ist damit, dass sein kleines Mädchen jetzt zur Frau wird. Und die Mutter darf auch zugeben, dass die Periode durchaus schmerzhaft sein kann. Unangenehme Seiten der Periode werden vor allem dann zum Problem, wenn sie totgeschwiegen werden, dass Mädchen sie untergründig aber dennoch spüren wird. - Ein kleines Fest daraus machen
Genau genommen ist die erste Menstruation für ein Mädchen wichtiger als jeder Geburtstag, denn es ist ein einmaliger Moment. Wird sie an diesem Tag ein bisschen gefeiert, dann ist sie stolz auf ihre Weiblichkeit und möchte sie auch zukünftig nicht vor der Welt verstecken oder sich davor schämen. Wie das Fest genau aussehen soll und wer teilnimmt, sollte das Mädchen aber selbst entscheiden dürfen, denn die Periode ist schließlich ein sehr intimes Thema! - Die richtige Ausstattung
Damit die Blutung von nun an nicht zu einem monatlichen Drama wird, muss das Mädchen sich mit Hygieneprodukten vertraut machen. Eine kleine Auswahl an Binden, Mini-Tampons, Schwämmchen oder schicke Periodenunterwäsche helfen dabei. So kann sie selbst heraus finden, wie die Tage der Blutung sie möglichst wenig einschränken. Natürlich sollte eine vertraute Frau mit Rat und Tat an ihrer Seite sein!
Die Menstruation – und ein Thema für die Zukunft
Auch wenn es jetzt noch viel zu früh erscheint, darüber nachzudenken, bedeutet die Periode eben auch, dass ein Mädchen nun fruchtbar ist. Spätestens wenn die erste Blutung vorbei ist, muss also auch das Thema Verhütung in Angriff genommen werden (aber nicht während der Periode, das wäre für jedes Mädchen zu viel des Guten in zu kurzer Zeit).
Selbst wenn es noch lange nicht den Anschein macht, als würde die eigene Tochter auch nur im Traum über Sexualität nachdenken, geht es dann doch oft schneller als erwartet. Mädchen werden in der heutigen Zeit immer früher erwachsen und viele sind geradezu frühreif. Und viele Teenie-Schwangerschaften könnten verhindert werden, wenn Eltern sich früher um Aufklärung und Verhütung kümmern würden.