Kein Kind gleicht dem anderen. Das ist schon von Geburt an so. Dennoch sind viele frischgebackene Eltern unsicher, was die Entwicklung ihres Kindes angeht. Ein Thema, das Eltern beschäftigt, ist der Tages- beziehungsweise Schlafrhythmus ihres Babys. Denn eine nicht unerhebliche Anstrengung im Alltag mit dem Baby ist die scheinbare Unberechenbarkeit seines Schlafbedürfnisse. Durchwachte Nächte und anstrengende Tage sind im Leben von Eltern daher keine Seltenheit.
Was unterscheidet den Tagesrhythmus eines Neugeborenen von dem eines Erwachsenen?
Der Tagesrhythmus vor der Geburt
Bereits im Mutterleib hat das Kind einen gewissen Tages- und Nachtrhythmus. Zwischen der 28. und der 36. Schwangerschaftswoche entwickelt sich eine Differenzierung von Wach- und Schlafperioden. Dabei ist das Ungeborene in erster Linie von viel Lärm umgeben, verursacht durch den Kreislauf der Mutter. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass viele Babys und Kinder sich in fahrenden Autos so wohl fühlen: Der Kindersitz umhüllt sie und das Motorengeräusch beruhigt.
Schwangere beobachten in den letzten Monaten vermehrt dann Aktivitäten des ungeborenen Babys, wenn sie selbst nicht aktiv sind, weil sie sitzen oder liegen. Der Tagesrhythmus entspricht zu diesem Zeitpunkt also nicht im Mindesten dem eines Erwachsenen.
Das Neugeborene: Ein Vielschläfer hält alle auf Trab
Innerhalb der ersten drei Jahre nach der Geburt wird das Schlafverhalten grob in drei Stadien eingeteilt.
Die erste Phase umfasst die ersten beiden Lebensmonate. Babys schlafen am Anfang bis zu 20 Stunden täglich, weil sie viel Zeit und Erholung benötigen, um ihre Eindrücke zu verarbeiten. Die einzelnen Schlafphasen währen jedoch nicht sehr lang. In der Phase des ersten Schlafmusters, das auch das Neugeborenen-Schlafmuster genannt wird, ist das Baby höchstens zwei Stunden am Stück wach, ehe es wieder in einen Schlaf von etwa drei bis vier Stunden verfällt. Begründungen dafür gibt es einige: Es existiert einerseits die Meinung, das Baby richte sich noch nach dem Rhythmus im Mutterleib, andererseits sollen aber die längeren REM-Schlafphasen, die wichtig für die Entwicklung sind, die Besonderheiten beim Schlafverhalten eines Säuglings ausmachen. Besonders intensiv ist die REM-Schlafphase bei Frühchen zu beobachten: Die Augenlider bewegen sich, die Atmung ist schneller als gewöhnlich und das Baby macht Geräusche.
Das Baby wird aktiver: Der Tagesrhythmus vom dritten bis zum neunten Lebensmonat
In der zweiten Phase der Entwicklung eines Tagesrhythmus, die sich im dritten Lebensmonat einstellt, verlängern sich sowohl Phasen des Schlafes als auch die des Wachseins. Jetzt sind bereits fünf bis acht Stunden Schlaf am Stück die Regel. Die Bedürfnisse des Babys gehen bereits über das Schlafen und die Aufnahme von Nahrung hinaus. Das Baby sollte nun viel beschäftigt werden. Wenn es auf den Bauch gelegt wird, strengt es seine Ärmchen und die Nackenmuskulatur an. Dies muss immer unter Aufsicht geschehen. Auch die Beobachtung der Mimik der Eltern und das Betrachten eines Mobiles unterhalten den Säugling bereits. Das Sehvermögen des Babys hat sich verbessert. Viele Babys im Alter von drei bis fünf Monaten schielen ein wenig. Das ist aber kein Grund zur Besorgnis. Es kann die Augen nur noch nicht recht kontrollieren. Das Phänomen verstärkt sich bei Müdigkeit. Ein Signal für die Eltern also, dass das Baby Ruhe benötigt.
Der Schlaf des Kleinkindes
In der dritten Phase der Entwicklung eines Tagesrhythmus, die etwa mit dem neunten Lebensmonat beginnt und deren Ende mit Beginn der vierten Lebensjahre datiert wird, kann es immer noch zu unruhigen Nächten kommen. Dies geschieht, wenn die Kinder ihre ersten wirklichen Albträume haben. Vermutlich werden die Erlebnisse des Tages jetzt schwerer verarbeitet.
Ansonsten passt sich der Tagesrhythmus mehr und mehr dem der Eltern an. Durch Rituale lässt sich diese Entwicklung positiv beeinflussen. Etwa sieben einzelne Schlafzyklen durchlaufen die Kinder in diesem Alter während einer Nacht. Der Schlaf der Kinder ist nun in der Regel störanfälliger, daher sollten die Hilfestellungen beim Wiedereinschlafen möglichst dezent gestaltet werden.
Tipps für den Alltag mit Baby
Schlafroutinen als Hilfe beim Einschlafen?
Es herrscht Einigkeit darüber, dass Schlafroutinen dem Kind helfen, zur Ruhe zu kommen. Aber, wenn es einmal nicht funktioniert, sollte Flexibilität das oberste Gebot sein. Das Einschlafritual in den ersten Monaten kann ruhig im Vorlesen der Sportseiten der Tageszeitung bestehen, also in allem, was die Eltern bevorzugen. Das Sprechen dient dem Kind als Vergewisserung, dass es nicht allein ist. Es ist also zunächst gar nicht schlimm, wenn die Einschlafmusik oder die Gute Nacht Geschichte nicht kindgerecht sind. Mit etwa drei Monaten können die Babys dann große Bilder erkennen und mit dem Vorlesen und gemeinsame Anschauen von Kinderbüchern kann begonnen werden.
Theorie der „Schlaffenster“
Wenn alle Einschlaftricks nichts nützen, dann kann es sein, dass das Schlaffenster des Babys verpasst wurde. Dieser Theorie zufolge kann das Kind nicht zu jedem beliebigen Zeitpunkt einschlafen, auch wenn es eigentlich müde ist. Es gibt Anzeichen, dass sich solch ein „Schlaffenster“ öffnet: Das Baby spielt an den Ohren, nuckelt, ist ungewöhnlich ruhig oder blickt unbeteiligt vor sich hin. Nun muss es nur noch die Gelegenheit zum Schlafen bekommen, sei es im Bettchen, im Auto, im Kinderwagen oder Tragehilfe und schon klappt es mit dem Einschlafen.
Wann wacht das Baby auf und wie lang ist es aktiv?
Einige Eltern meinen, dem Kind abends viel zu Essen geben zu müssen, da es nur aufwache, wenn es Hunger oder Durst verspürt. Das stimmt nur bedingt, weil sowohl die Muttermilch als auch Pre-Milch und selbst die ersten Breie nicht sehr sättigend sind. Das ist gut so, denn das Verdauungssystem des Säuglings ist noch empfindlich. Kleinere und dafür häufigere Mahlzeiten sind also für das Kind völlig in Ordnung.
Unterwegs mit dem Baby: Kein Problem
Erwachsene haben vieles zu erledigen. Seien es Behördengänge, Einkäufe, den Besuch bei Freunden oder den Haushalt. Das Baby kann daran durchaus teilnehmen und das von Anfang an. In der Babyschale im Auto fühlen sich die meisten Säuglinge sehr wohl. Allzu lange sollten sich die ganz Kleinen, vor allem, wenn sie sich noch nicht selbst hinsetzen können, aber nicht darin aufhalten. Etwa ab dem zehnten Lebensmonat eignen sich auch Fahrradsitze und für die jüngeren Babys gibt es entsprechende Anhänger für das Fahrrad.
Kinderwagen, Tragetücher und -hilfen erleichtern die Mitnahme der Kinder, wenn die Eltern zu Fuß unterwegs sind. Die Babys können so bereits viel erleben, die frische Luft genießen und sich ausruhen, wann immer sie wollen. Den Alltag mit Baby meistern, heißt Routinen schaffen und Kompromisse eingehen.
Vom Mittagsschlaf zur Mittagsruhe: Erholungsphasen für das Kleinkind
Schlafen macht klug, so behaupten die Experten, denn beim Schlafen wird das Erlebte verarbeitet und Gelerntes gefestigt. Auch nach dem ersten Jahr sollte das Kind daher die Gelegenheit bekommen, mittags zu schlafen. In vielen Kindertagesstätten und Kinderkrippen wird für die Kinder unter drei Jahren die Möglichkeit des Rückzugs angeboten. In separaten Zimmern können sie sich vormittags nochmals ausruhen. Beim Gang nach draußen wird besonders schlafhungrigen Klein- und Kleinstkindern ein ihnen vertrauter Kinderwagen bereit gestellt, sodass sie beim Ausruhen frische Luft tanken können.
Quellen:
- http://www.hebinfo.de/hebinfo-ratgeber/schlaf-rhythmus/index.php
- http://www.familie.de/kind/entwicklung-baby-558215.html
- http://www.dgsm-kongress.de/fileadmin/media/dgsm/DGSM_6.PM_Schlafen_im_Mutterleib.pdf
- http://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/0-12-monate/schlafvoraussetzungen/
- http://www.babycenter.de/a9022/praktikable-schlafgewohnheiten-von-0-bis-3-monaten