Verstopfung, in der medizinischen Fachterminologie auch als Obstipation bezeichnet, ist kein seltenes Problem im Kindes- und Kleinkindalter. Auch wenn es sich um eine grundsätzlich harmlose Störung der Verdauung ohne direkten Krankheitswert handelt, kann eine Verstopfung bei Kindern sehr unangenehm bis schmerzhaft sein. Gerade Kleinkinder, die Schmerzgefühle noch nicht immer gut verbal artikulieren können, leiden unter einer Verstopfung, die sie nicht immer rechtzeitig verständlich mitteilen können. Unbehandelt kann eine Verstopfung nicht nur bei Kindern zu großen gesundheitlichen Problemen wie beispielsweise Darmverschluss führen. Doch soweit muss es nicht kommen. Eltern, die sich gut über Ernährung und notwendige Abführmaßnahmen im Kindesalter informieren, können maßgeblich zu einem funktionierenden Verdauungssystem bei Kindern und Kleinkindern beitragen.
So kommt es zu einer Verstopfung bei Kindern und Babys
Die Nahrung wird beim Verdauungsvorgang in Sachen Nährstoffe aufgespalten. Die Abfallprodukte wandern in den Enddarm und werden dort regelmäßig ausgeschieden. Funktioniert diese regelmäßige Verdauung in Form der Kotausscheidung, ist der Stuhlgang normalerweise weich, geformt und lässt sich ohne Schmerzen ausscheiden. Durch verschiedene Faktoren kann es aber dazu kommen, dass der Stuhl länger im Enddarm verweilt. Dies hat zur Folge, dass er sehr hart wird. Pressen auf der Toilette oder in die Windel ist dann schwierig und schmerzhaft. Dies wiederum führt dazu, dass gerade Kinder und Kleinkinder das Pressen vermeiden und den Stuhl somit zurückhalten wollen. Somit verweilt der Stuhl aber noch länger im Darm und wird immer härter: Er kann nicht mehr gut ausgeschieden werden, die Verstopfung beim Kind ist da. Zu einer Verstopfung kommt es im Kindesalter besonders häufig dann, wenn nicht genügend Flüssigkeit aufgenommen wird. Zu wenig Flüssigkeit im Körper hat auch zur Folge, dass der Stuhl wenig Wasser enthält und hart wird.
Eine Verstopfung bei Babys und Kleinkindern tritt beispielsweise besonders häufig dann auf, wenn der Nachwuchs sich nicht mehr maßgeblich von Milch, sondern von Brei und anderer fester Nahrung ernährt. Viele Kleinkinder sind in ihrer Neugier sehr am Essen der Großen interessiert, aber vergessen schnell das Trinken. So führt die Ernährungsumstellung weg von der Milch schnell zu einer Verstopfung. Auch eine generell falsche und zu einseitige Ernährung im Kindesalter kann Verstopfungen maßgeblich begünstigen. Damit der Stuhl weich bleibt und gut ausgeschieden werden kann, sind Ballaststoffe nötig. Diese findet man beispielsweise in Vollkornprodukten aller Art. Wird dies bei der Ernährung des Kindes nicht berücksichtigt, kann der Stuhl im Darm nicht genug aufquellen und verhärtet. Auch so ist eine Verstopfung schnell da.
Video-Tipp zum Thema Verstopfung bei Kindern
So kann man eine Verstopfung bei Babys und Kindern sanft lösen
Ab wann man von einer Verstopfung bei Kindern spricht, kann individuell sehr verschieden sein. So unterschiedlich Kinder sind, so unterschiedlich ist auch ihr Ausscheidungsverhalten. Keinesfalls muss ein Kind jeden Tag Stuhlgang haben. Grob kann man davon ausgehen, dass Stuhlgang in etwa alle drei Tage dazu beiträgt, dass die Verdauung schmerzfrei funktioniert. Stellen Eltern fest, dass das Kind schon einige Tage keinen Stuhlgang mehr hatte, muss gehandelt werden. An eine Verstopfung sollte man auch immer denken, wenn ein Kind über diffuse Bauchschmerzen klagt und der Bauch angespannt ist!
Bevor man zu Medikamenten greift, können Eltern versuchen, die Verstopfung auf sanfte Weise zu lösen. Bewährt hat sich immer, zunächst einige Gläser lauwarmes Wasser anzubieten. Eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme kann die Darmtätigkeit oftmals schnell ankurbeln und zu einer Stuhlentleerung anregen. Bringt auch viel Wasser den Darm nicht in Gang, kann Pflaumensaft in vielen Fällen helfen. Der Pflaumensaft kurbelt die Darmperistaltik an und lässt den Stuhl aufquellen. In vielen Fällen haben zwei Gläser schon eine abführende Wirkung. Es empfiehlt sich, am besten immer eine Packung Pflaumensaft zuhause zu haben. Gut geeignet sich auch Obstgläschen mit Pflaumenmus oder Birnenmus. Hier wirken die gleichen Inhaltsstoffe, und Obstmus wird zudem von den meisten Kindern gerne gegessen.
Gerade bei Kleinkindern kann auch eine sanfte Massage des Bauches abführend wirken. Von einer solchen Bauchmassage verspricht man sich, dass die Darmbewegungen angeregt werden und so die Ausscheidung von Stuhl leichter erfolgen kann.
Grundsätzlich kann mit einer gesunden, vollwertigen Ernährung in vielen Fällen eine problematische Verdauung und Verstopfung bei Kindern reguliert werden. Hierzu gehört die vor allem die Aufnahme von Ballaststoffen. Am besten versuchen Eltern, neben ausreichend Flüssigkeit viele Vollkornprodukte in die Ernährung ihres Kindes zu integrieren. Vollkornbrot beispielsweise enthält viele Ballaststoffe, die abführend wirken können. Kleinkinder und Kinder sollen zahlreiche pflanzliche Lebensmittel zu sich nehmen, zum Beispiel Reis und Nudeln. Hier gibt es leckere Alternativen zu Weißmehlprodukten. Anstelle von handelsüblichem Reis können Eltern auch einmal Naturreis auftischen, auch Vollkornspagetti werden wider Erwarten von vielen Kindern gern gegessen. Zudem sollte nach Möglichkeit viel Obst und Gemüse in die tägliche Ernährung eingebaut werden. Auch hier sind neben wichtigen Nährstoffen und Vitaminen zahlreiche Ballaststoffe enthalten, die den Stuhl weich machen und somit einer Verstopfung schon präventiv entgegenwirken. Kinder, die zu einer Verstopfung neigen und auf die Gabe von Ballaststoffen und viel Flüssigkeit nicht ausreichend ansprechen, kann auch mit Milchzucker oftmals geholfen werden. Den Milchzucker kann man einfach in Joghurt oder Müsli einrühren.
Was tun bei einer hartnäckigen Verstopfung beim Kind oder Kleinkind?
Bei einer Verstopfung sind Vorbeugung und sanfte Hausmittel wie der erwähnte Pflaumensaft immer erste Wahl. Dennoch müssen Eltern unbedingt beobachten, ob sich daraufhin die Verstopfung löst. Nicht immer ist dies der Fall. Dann muss gehandelt werden, denn unbehandelt wird der Stuhl immer härter und kann zu großen gesundheitlichen Problemen führen. Im schlimmsten Fall könnte ein so genannter Darmverschluss, von Medizinern auch Ileus genannt, drohen. Dann ist oft eine Notoperation unumgänglich. Um es soweit nicht kommen zu lassen, muss ein Kind mit Verstopfung gut beobachtet werden. Klagt das Kind weiter über Schmerzen und ist der Bauch aufgebläht, können andere Mittel zum Einsatz kommen. Mit einem so genannten Micro-Klistier, einem kleinen Einlauf für den Hausgebrauch, können Eltern ihrem Kind in vielen Fällen helfen. Die in den After einlaufende Flüssigkeit regt die Darmperistaltik an und führt innerhalb einer kurzen Zeitspanne oftmals zur Stuhlentleerung.
Eine ähnliche Wirkung haben Zäpfchen auf Glycerin-Basis. Hier gibt es spezielle Zäpfchen für Kinder. Glycerin weicht den Stuhl im Enddarm etwas auf und fördert so die Ausscheidung, damit die Verstopfung sich lösen kann. Eine abführende Wirkung wird manchmal auch Kümmel-Zäpfchen zugeschrieben. Glycerin- und Kümmel-Zäpfchen gibt es rezeptfrei in der Apotheke, ebenfalls kleine Klistiere.
Im Idealfall finden sich Hilfsmittel dieser Art gegen Verstopfung in jeder Hausapotheke, damit Eltern so versuchen können, ihrem Kind zu helfen. Wenn auch diese Maßnahmen nicht dazu führen, dass die Verstopfung sich löst, ist der Gang zum Arzt unerlässlich. Hiermit dürfen Eltern nicht zu lange warten, wenn das Kind keinen Stuhl ausscheiden kann, denn die Schmerzen werden stärker und das Kind versucht dann oftmals, den Stuhldrang zu unterdrücken. Der Arzt kann stärker wirkende, rezeptpflichtige Abführmittel verschreiben, die jedoch nicht regelmäßig angewendet werden sollten. Der Darm kann sich an Abführmittel gewöhnen und so eine chronische Verstopfung erlernen.
Inzwischen gibt es auch relativ sanft wirkende Arzneimittel wie Microlax® für Kinder und Säuglinge, die im Fall von Verstopfung bei Kindern helfen sollen.
Wenn es immer wieder zu Verstopfungen im Kindesalter kommt, obwohl Ernährung und Flüssigkeitszufuhr angepasst worden sind, sollten ein Allergietest und weiterführende Untersuchungen erfolgen. Immer wiederkehrende Verstopfungen können mitunter ein Zeichen für eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sein.
Mehr im Web zum Thema Verstopfung bei Kindern und Babys
- www.cleankids.de/2013/01/23/kindergesundheit-verstopfung-bei-kindern-schnell-behandeln/
- www.test.de/Verstopfung-bei-Kindern-Das-hilft-Kleinen-beim-grossen-Geschaeft-4513678-0/
- www.t-online.de/eltern/gesundheit/id_21097390/verstopfung-bei-kindern-wenn-der-stuhlgang-zur-qual-wird.html
- www.babycenter.de/a27955/verstopfungen-bei-kindergartenkindern