Kinder lernen spielerisch, aus dem Spiel heraus, durch die Erfahrungen, die sie im Spiel sammeln. Da liegt es nahe, Kinderspielzeug so zu entwickeln, dass die Kinder im Spiel Erfahrungen sammeln, die ihrem Entwicklungsstand entsprechen und sie in ihrer natürlichen Entwicklung unterstützen. Generell ist jedes Spiel geeignet, vom Küchengerät der Mama über Papas (ungefährliches) Gartenwerkzeug bis hin zu Seilen und Bällen – Kinder lernen permanent und ohne Hilfe. Dennoch entwickeln viele Firmen Spielzeug, das speziell für eine Altersgruppe gedacht ist und genau die Themen trifft, die in der Entwicklung der Kinder in diesem Alter aktuell sind.
Wie funktioniert Lernspielzeug?
Welche Fähigkeiten Kinder in welchem Alter entwickeln, ist ganz individuell. Vor allem bei den Kleinen im Alter von sechs Monaten bis zu drei Jahren finden sich große Unterschiede. Trotzdem kann man beim Kinderarzt, bei den Krankenkassen und in Elternratgebern nachlesen, in welchem Alter Kinder welche Fähigkeiten entwickeln – das gibt immerhin grobe Anhaltspunkte, den Rest finden Eltern normalerweise in der Beobachtung ihrer Kinder heraus. Lernspielzeug, das dem Alter und der Entwicklungsstufe der Kinder angepasst ist, funktioniert, indem es die Kinder dazu animiert, genau das ausgiebig und mit viel Spaß zu tun, was sie ohnehin gerade machen.
Und ganz konkret?
Ein Beispiel: Kinder lernen im Alter von sechs Monaten etwa, sich alleine aus der Bauch- oder Seitenlage aufzusetzen und in den Vierfüßlerstand zu kommen. Das ist die Voraussetzung, um Krabbeln zu lernen. In diesem Alter ist all das ganz furchtbar interessant, was sich knapp außerhalb der Reichweite über den liegenden Kindern befindet. Ein Spielbogen mit bunten Holzteilen, die bei Berührung Lärm machen und schaukeln, ist also ideal. Das Kind muss sich hochstemmen, um an das Spielzeug heranzukommen, und wird mit Krach und Bewegung für die Mühen belohnt. Für Kinder, die in diesem Alter erst Robben lernen und sich aus dieser Bewegung heraus ohne Umweg über das Sitzen zum Krabbeln oder Bärengang entwickeln, ist der Spielbogen ebenfalls interessant, denn der macht auch Krach, wenn man ihn durch die Gegend schiebt. Lernspielzeug greift also lediglich die natürliche Entwicklung auf und gibt dem Kind dabei etwas Hilfestellung beziehungsweise Motivation.
Gibt es Unterschiede?
Ja, natürlich gibt es Unterschiede. Lernspielzeug kann ganz unterschiedliche Ziele haben. Manche Spielsachen zielen auf die Entwicklung der Grobmotorik ab (alles, was zu viel Bewegung motiviert), andere Spielsachen eher auf die Feinmotorik, also die Fingerfertigkeit. Wieder andere Spielsachen helfen, die kognitiven Fähigkeiten der Kinder zu entwickeln, beispielsweise das Unterscheiden von Farben oder Formen.
Und dann gibt es noch Spielsachen, die bei der Entwicklung sozialer Fähigkeiten helfen, also die Suche nach einem Spielpartner oder einer Spielpartnerin unterstützen und nur funktionieren, wenn zwei oder mehr Kinder interagieren.
Unterschiede gibt es auch zwischen den verschiedenen Herstellern, die natürlich alle höchste Qualität und größten Spielspaß versprechen. Das geht in erster Linie die Eltern an: Bei Kinderspielzeug lohnt es, auf qualitativ hochwertige Materialien und gute Verarbeitung zu achten. Holzspielzeug ist meist angenehmer zu handhaben als Kunststoff, und es ist in der Regel auch haltbarer. Verschiedene Zertifikate und Siegel zeichnen Spielzeug aus, das pädagogisch wertvoll ist, das umweltschonend und nachhaltig hergestellt ist, das auf gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft ist. Im Preis gibt es ebenfalls Unterschiede, in Europa und speziell Deutschland gefertigte Spielsachen sind etwas teurer als in Niedriglohnländern produziertes Spielzeug.
Verschiedene Firmen, verschiedene Händler
Ganz verschiedene Firmen haben sich auf Lernspielzeug für die Altersgruppe 6 Monate bis 3 Jahre spezialisiert. Zu den qualitativ hochwertigen und etwas höherpreisigen Firmen zählen Haba und Selekta, sie stellen in erster Linie Holzspielzeug her. Die Spielsachen sind bei den namhaften Händlern vor Ort zu finden, aber oft ist die Auswahl nicht besonders groß. Hier lohnt es, sich im Internet umzusehen und im Spielzeugfachhandel nachzufragen. Manche Geschäfte, die sich auf Biowaren und alternatives Spielzeug spezialisiert haben, führen die Sachen ebenfalls.
Bekanntere und etwas kostengünstigere Firmen wie Chicco, Fisher Price, Ravensburger und VTech werden bei allen Fachhändlern vor Ort und im Internet vertrieben, und die Auswahl ist in der Regel recht groß. Die Beratung ist allerdings unterschiedlich, denn die hängt tatsächlich vom Fachpersonal ab – manche Menschen beraten gut und haben wirklich viel Hintergrundwissen, andere sind reines Verkaufspersonal.
Kunststoff-Spielsachen haben über die Jahre einen etwas schlechten Ruf bekommen, was Schadstoffe in Plastik angeht. Es gibt aber auch Anbieter wie kivanta, wo man Spielzeug aus ABS-Kunststoff erhält, das kein BPA oder ähnliche Schadstoffe enthält – siehe den Artikel „das richtige Lernspielzeug fördert„.
Muss es wirklich immer Lernspielzeug sein?
Nein, das muss natürlich nicht sein. Lernspielzeug hat den Vorteil, dass die Kinder wirklich entsprechend ihrer Entwicklung gut gefördert werden. Die Spielsachen sind so designt, dass sie die Kinder in der Regel ansprechen, man liegt mit sorgfältig ausgewähltem Lernspielzeug also nicht wirklich falsch. Der Nachteil liegt aber darin, dass die meisten Spielsachen dieser Art recht eingeschränkte Spielmöglichkeiten bieten und die Kinder relativ schnell „herauswachsen“.
Manch anderes, konventionelles Spielzeug ist da praktischer, es wächst mit. Ein Eimer Bausteine ist nicht direkt Lernspielzeug, wird aber von Kindern in der Regel so verwendet, denn viele verschiedene Arten des Spiels sind möglich. Es gibt also keine pauschale Antwort – manche Kinder mögen Lernspielzeug und beschäftigen sich gerne damit, andere Kinder spielen mit allem, was sie so im Alltag finden.