Viele Jugendliche sehnen sich nach Abenteuern, Autonomie und Aufregung. Nicht nur diese Aspekte können Schüleraustausche liefern, sondern auch das Verbessern der Sprachkenntnisse und ein ganz neues Verständnis für Kultur und fremde Länder – eine großartige Chance für extrovertierte Jugendliche. Doch wie steht es um die schüchternen Kinder? Oft wollen auch sie Neues kennenlernen, ihren Horizont erweitern und aus ihrer Komfortzone heraustreten.
Dabei kostet es sie aber oft deutlich mehr Mut als die Kinder, die sowieso schon über ein starkes Selbstbewusstsein verfügen. Kann ein Schüleraustausch trotzdem das richtige für ein schüchternes Kind sein? Wir erklären, warum ein solcher Austausch nicht nur möglich, sondern oft sogar ratsam ist, und wie er zum wertvollen Wendepunkt in der persönlichen Entwicklung des Kindes werden kann.
Über sich selbst hinauswachsen
Als Jugendliche entdecken wir unsere persönlichen Grenzen. Wir probieren Neues aus und versuchen ständig, herauszufinden, was wir eigentlich alles schaffen können. Schüchterne Kinder neigen allerdings oft dazu, ihre gewohnte Umgebung als einen sicheren und wichtigen Ort wahrzunehmen. Das ist er zwar auch, doch umso wichtiger ist es, immer mal wieder aus ihm herauszubrechen und Neues zu wagen. So wächst man schließlich über sich selbst hinaus. Ein aufregender Schüleraustausch bietet eine großartige Möglichkeit dazu, gewohnte Rollen fernab vom Mittelpunkt zu verlassen, Stück für Stück Initiative zu ergreifen und sich womöglich neu zu erfinden. All das mag erst einmal nach einer großen Herausforderung klingen.
Gerade die Eltern eines schüchternen Kindes wollen ihm oft nicht allzu viel zumuten und unterstützen die schüchternen Tendenzen des Kindes dabei oft unterbewusst. Mit neuen Situationen umgehen zu können, auch mal auf Menschen zuzugehen und in fremden Strukturen zu wachsen, sind aber alles Faktoren, die einen jungen Menschen nach vorne bringen. Schließlich wird das gewohnte soziale Umfeld nicht ein Leben lang für die heiß ersehnte Sicherheit sorgen. Ein schüchternes Kind, das sich schon früh langsam diesen Situationen aussetzt und dabei Schritt für Schritt über sich hinauswächst, ist besser auf die Zukunft vorbereitet.
Ein wachsendes Selbstbewusstsein
Gerade schüchterne Kinder haben oft mit einem mangelnden Selbstbewusstsein zu kämpfen, das sie in vielen sozialen Situationen hemmt. Ein Schüleraustausch fördert die Selbstständigkeit, kreiert immer wieder fordernde Situationen in der Gastfamilie, der fremden Schule und mit neuen Freundschaften, und bringt ein schüchternes Kind so dazu, selbst die Initiative zu ergreifen.
Auch das zurückhaltendste Kind kann nämlich über sich selbst hinauswachsen. Die kleinen Erfolge sind dabei riesig. Mit ihnen wächst nämlich das Selbstbewusstsein des Kindes und so auch die Problemlösungskompetenz und das Vertrauen in sich selbst. Jeder Erfolg, unabhängig davon, ob es das Gespräch mit dem Sitznachbarn oder das Überwinden des Heimwehs sind, zeigt dem Kind, wozu es eigentlich fähig ist.
Neue soziale Kompetenzen
Viele schüchterne Kinder haben zu Hause enge Freunde, mit denen sie viel offener umgehen. Sie tun sich deshalb umso schwerer, in der gewohnten Umgebung neue Freunde zu finden. Genau dieses Muster unterbricht ein Schüleraustausch. Plötzlich ist alles neu und das Kind kommt über kurz oder lang mit Gleichaltrigen ins Gespräch. Die anderen sind dabei oft besonders neugierig, denn die Austauschschüler sind ihnen eben auch fremd. Deshalb gibt es oft zu Anfang schon die ein oder andere Frage, die dabei hilft, neue Kontakte zu knüpfen und die sozialen Kompetenzen des schüchternen Kindes zu stärken.
Natürlich verändert ein Auslandsaufenthalt nicht gleich den gesamten Charakter des Kindes – und das ist auch gut so. Doch viele Jugendliche leiden unter ihren schüchternen Tendenzen und würden gern mit viel mehr Selbstbewusstsein neue Türen öffnen.
Ein Schüleraustausch wirkt auf sie deshalb oft in erster Linie wie eine reine Herausforderung, und doch kann er der erste Schritt zu einer beeindruckenden persönlichen Entwicklung sein. Je schwerer er ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er sich am Ende so richtig auszahlt. Darauf können Eltern eines schüchternen Kindes pochen und ihnen somit eine Erfahrung schenken, die sie ihr Leben lang begleiten wird.