Darum sind Rituale in der Familie wichtig
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Bei immer gleich ablaufenden Ritualen und Prozeduren fühlen wir uns sicher und geborgen. Kein Wunder also, dass feste Rituale auch für die Familie wichtig sind. Sie helfen dabei, das Familienleben zu stärken und sollten auch hinsichtlich der richtigen Erziehung nicht fehlen. Warum Sie Rituale in den Alltag einbauen sollten und worin die Vorteile liegen, haben wir in diesem Artikel einmal übersichtlich zusammengefasst.
Das Ritual gibt und Halt und Sicherheit
Vielleicht können Sie sich noch gut an Ihre eigene Kindheit zurückerinnern. Wie viele Kinder hatten Sie möglicherweise Angst allein einzuschlafen. Da war das Vorlesen einer Gutenachtgeschichte durch die Mutter oder dem Vater vielleicht ein kleines Ritual, welches Ihnen Sicherheit und Halt gab. An diesem Beispiel zeigt sich, wie bereits kleine Rituale zu mehr Geborgenheit bei Kindern führen können. Während die Kleinen in der Familie sich davon aufgegangen fühlen, entlasten die Rituale gleichzeitig die Eltern.
Wichtig ist dabei allerdings stets, dass alle etwas Positives mit den Prozeduren verbinden. Dabei haben die Rituale noch eine ganz wesentliche weitere Funktion: Sie schweißen die Familie emotionale eng aneinander. Immerhin erleben die Familienmitglieder viele Rituale gemeinsam – das kann ein gemeinsames Frühstück oder Abendessen sein oder ein Familienspaziergang jeden Sonntagnachmittag.
Das Lernen durch die Wiederholung
Die passenden Rituale verleihen Ihren Kindern nicht nur Sicherheit im Alltag. Sich wiederholende Abläufe sind auch ein beliebtes Mittel in der Erziehung. Durch eine Wiederholung lernen diese deutlich schneller, selbstständig zu werden. Dabei hat jede Familie ihre ganz eigenen Rituale, welche beispielsweise täglich, wöchentlich oder jährlich stattfinden. Hierzu zählen etwa Feste und Feiern, Regelungen für das Zubettgehen, eine festgelegte Uhrzeit für Mahlzeiten oder andere Dinge.
Die meisten Rituale sind bereits fester Bestandteil des Alltages und fallen uns vielleicht gar nicht auf den ersten Blick auf. Kinder sind dabei deutlich sensibler. Ihnen fällt es garantiert auf, wenn der Vater beispielsweise den wöchentlichen Spielnachmittag am Samstag vergessen hat oder das Geburtstagsfest heuer ganz anders gefeiert wird als sonst üblich.
Rituale werden oft erst im Vergleich deutlich
Weil sich die meisten Rituale bereits fest eingebrannt haben und gar nicht mehr wirklich auffallen, hilft dabei ein Vergleich mit anderen Familien. Das hilft auch dabei, um sich die Frage zu stellen, welche sich wiederholende Handlungen sich vielleicht übernehmen lassen oder anders gemacht werden können. Dabei sollten Sie sich hinterfragen, was allen in der Familie Spaß und Freude bereitet.
Gerade für Patchworkfamilie kann das eine wertvolle Unterstützung sein, um auf die Suche nach Gemeinsamkeiten zu gehen. Oft gibt es in Familien keine Gemeinsamkeiten mehr, dann kann ein Ritual wieder zu mehr Zusammenhalt führen. Dafür müssen ein Zeitpunkt und eine Aktivität gefunden werden, welche für alle Mitglieder passt. Mit der Hilfe eines Rituals erleben Familien häufig wieder wie schön es eigentlich ist, gemeinsame Zeit zu verbringen. Die Dauer spielt dabei keine wesentliche Rolle.
Das gemeinsame Ritual muss also kein fünfstündiger Ausflug jeden Sonntag sein, sondern kann beispielsweise auch nur ein gemeinsamer Spaziergang jeden Dienstagabend durch den angrenzenden Wald mit Picknick sein.
Vorsicht vor dem gegenteiligen Effekt von Ritualen
Damit Rituale in der Familie ihre Wirkung behalten, dürfen sie auf keinen Fall mit Zwang ausgeführt werden. Rituale müssen immer positive Dinge sein, an denen alle Freude und Spaß finden. Sie sind auch nicht für die Ewigkeit festgeschrieben und dürfen nicht das Gefühl einer lästigen Verpflichtung auslösen.
So sollten Sie die Rituale auch im Laufe der Zeit anpassen. Wenn die Kinder beispielsweise größer geworden sind und sich am Abend öfter mit Gleichaltrigen treffen ist ein gemeinsames Abendessen um 18 Uhr vielleicht einfach nicht mehr mit den Bedürfnissen der Kinder vereinbar.
Dann sollten Sie sich lieber eine andere gemeinsame Aktivität aussuchen. Ansonsten kann das dazu führen, dass die Wirkung eines Rituals das Gegenteil bewirkt und von den Kindern als lästig empfunden wird.
Rituale der Eltern gelten als Vorbild
Fast alle Paare bringen Rituale aus der eigenen Familie mit. Dabei ist es nicht ganz einfach, die jeweiligen Prozeduren beider Partner unter einen Hut zu bekommen. Lebte der eine vielleicht in einer sehr lockeren Familie, ohne feste Tagesstruktur und der andere stammt aus einem Umfeld mit durchgetaktetem Rhythmus kann das zu Konflikten führen.
Hier sollten Sie sich in Toleranz üben und zunächst zu zweit über mögliche Rituale sprechen. Kommen Sie hier auf keinen gemeinsamen Weg, so ist es sinnvoll, dass beide Partner nicht an den alten Ritualen festhalten. Immerhin ist die Gründung einer eigenen Familie die große Chance, alte Dinge hinter sich zu lassen und für sich festzulegen, welche Regeln und Rituale die neue Familie haben soll.
So können Sie die Erlebnisse der eigenen Kindheit mit einfließen lassen als Inspiration – ohne Abläufe genau so zu übernehmen.
Kinder in Rituale mit einbinden
Wichtig ist es auch, dass die Kinder der Familie mit eingebunden werden. Anstatt als Eltern festzulegen, welche Rituale es innerhalb der Familie gibt, sollten auch die Kinder danach gefragt werden, an welchen Dinge sie Spaß haben.
Zudem ist klar, dass ein Ritual auch nicht immer alle Familienmitglieder mit einschließen muss. Vielleicht ist das eine Kind ein großer Fußballfan und finden Gefallen daran, jeden Samstag eine Stunde mit dem Papa auf dem Spielplatz zu kicken während das andere Kind Freude am Basteln hat.